Auf Einladung der französischen Nationalversammlung und der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO), hat sich ein Weltparlament der Jugend erstmalig vom 21. bis 27. Oktober 1999 in Paris versammelt. Daran nahmen 350 Jugendliche aus 175 Ländern teil. Am Vorabend des Jahres 2000, von den Vereinten Nationen als "Internationales Jahr der Kultur und des Friedens" deklariert, definierten diese Jugendlichen Ihre Erwartungen in Bezug auf Erhaltung des Friedens, Solidarität, Bildung und Kultur, ökonomische und menschliche Entwicklung sowie Umweltschutz, durch die Verabschiedung eines Manifestes der Jugend für das 21. Jahrhundert.
Dieses Manifest bezeugt, wie nahe der Jugend die Prinzipien der Deklaration der Menschen- und Bürgerrechte von 1789 und der Universaldeklaration der Menschenrechte vom 10 Dezember 1948 liegt. Das Manifest wurde der Generalkonferenz der UNESCO am 26 Oktober 1999 vorgelegt. Es wird allen Staats- und Regierungschefs und Parlamentspräsidenten sowie im Herbst 2000 feierlich den Vereinten Nationen übergeben.
Laurent FABIUS,
Präsident der französischen NationalversammlungFederico MAYOR,
Generaldirektor der UNESCO
Wir, Jugendliche aus 175 Ländern, die sich im Weltparlament der Jugend in Paris von 21 bis 27 Oktober 1999 versammelten, haben das folgende Manifest verabschiedet :
1. FRIEDEN UND GEWALTLOSIGKEIT 2. ERZIEHUNG UND AUSBILDUNG 3. UMWELTSCHUTZ 4. ÖKONOMISCHE UND MENSCHLICHE ENTWICKLUNG 5. SOLIDARITÄT 6. KULTUR, KOMMUNIKATION UND INTERKULTURELLER DIALOG
1. FRIEDEN UND GEWALTLOSIGKEIT Wir, Jugendliche des 21. Jahrhunderts, wollen, dass dieses Jahrhundert ein Jahrhundert des Friedens zwischen den Völkern sei.
Die verschiedenen Zivilisationen, Kulturen und Religionen der Welt haben ein gemeinsames Ziel: das Wohl der Menschheit und Frieden. Dies ist eine philosophische Grundlage, die alle Nationen verkörpern müssen. Natürlich muss man die Ereignisse der Vergangenheit analysieren und daraus Lehren für die Zukunft ziehen, vorallem aber müssen wir versuchen, die gegenwärtigen Ungerechtigkeiten abzuschaffen.
Die Welt muss sich unbedingt bemühen, den Frieden zu erreichen, durch Diplomatie, Dialog, Kampagnen kollektiver Aktionen und alle nützlichen Mittel. Frieden ist nicht nur ein Traum, sondern ein zu erreichendes Ziel. Frieden ist eine erreichbare Realität, jedoch unter der Bedingung, dass die Weltgemeinschaft den aufrichtigen Wunsch hat, ihn zu erreichen und zu erhalten. Dies ist die einzige Hoffnung für die Welt, zu überleben.
Krieg ist eine schwere Krankheit, durch blinde Führer provoziert, welche vergessen, dass sie durch ihre Taten unsere Zukunft zerstören und unser Recht auf Leben und Wohlergehen für immer unter Ruinen vergraben. Zu den Hauptgründen der Kriege gehört die ungleiche Verteilung der Reichtümer, Vorurteile aufgrund der Unterschiede der Rassen, des Glaubens, des Geschlechts oder der Nationalität sowie antidemokratische und autoritäre Regierunssysteme.
In dieser Situation formulieren wir die folgenden Vorschläge:
Unsere Namen, Vornamen, Nationalitäten, Sprachen, Religionen und Hautfarben sind nicht immer gleich, von Wesen her sind wir aber alle gleich, denn wir sind alle Menschen.
Wir sind an der Schwelle des 21. Jahrhunderts. Erziehung und Ausbildung sind unsere Schlüssel.
Wir erkennen die Notwendigkeit einer allen erschwinglichen Ausbildung ohne Unterscheidung nach Rasse, Geschlecht, ökonomischer Situation, religiöser Überzeugung oder kulturellem Ursprung.
Wir sind überzeugt, dass Ausbildung nicht nur Sache der Lehrer und Schüler ist, sondern dass die ganze Gesellschaft für sie verantwortlich ist, d.h. die Eltern, die öffentliche Hand, die moralischen Autoritäten, die Unternehmen, die nichtöffentlichen Organisationen und die Medien, und dass die Weltgemeinschaft ihre Unterstützung geben müsste, wenn dies notwendig ist.
Wir sind uns bewusst, dass uns die Ausbildung folgendes erlauben müsste:
Wir sind um die Tatsache besorgt, dass in dieser Welt vielen Menschen die Möglichkeit einer Ausbildung verweigert wird und dass diese nicht über die erforderlichen Bedingungen einer guten Schulbildung und Berufsausbildung verfügen.
Wir verlangen von den Nationen und der Weltgemeinschaft:
Wir schlagen den zuständigen Autoritäten vor:
Wir verpflichten uns:
Zum ersten mal in der Geschichte der Menschheit kann der Fortschritt auf unserem Planeten negative, nicht umkehrbare Wirkungen haben, die der Menzsch nicht vorhergesehen hat: klimatische Änderungen, Nuklearunfälle, genetische Manipulationen, Aussterben von Tieren und Pflanzen.
Trotzdem haben die Menschen, an eine gewisse Lebensweise gewöhnt, weiterhin ein kurzsichtiges Verhalten, als Erzeuger wie als Verbraucher, Industrieverschmutzung, Naturzerstörung, Verschwendung...
Die Weltbevölkerung nimmt zu, Naturrohstoffe genügen nicht mehr. Dies erhöht das Risiko von Konflikten zwischen den Völkern.
Am Vorabend des dritten Jahrtausends schlagen wir, die Jugendlichen, unter Einbeziehung dieser Feststellungen vor:
Wir wünschen, dass den menschlichen Hauptbedürfnissen, wie Gesundheit, Bildung, genügend Ernährung, angemessenes Lebensniveau und Nicht-Diskriminierung, Genüge getan wird. Die Befriedigung der Grundbedürfnisse ist zum Überleben und zur Vorbeugung von Konflikten notwendig. Die Einhaltung der Grundrechte, die wir verteidigen, kann in verschiedener Weise abgesichert werden: durch Meinungsfreiheit, Aufgeschlossenheit und Toleranz fremder Meinungen und Religionen. Alle Regierungen sollten diejenigen sanktionieren, die diese Grundrechte verletzen.
Um ihre Prioritäten zu setzen, sollten sich die Regierungen auf die Analyse der aktuellen Situation beziehen und zu bestimmen versuchen, durch welche Mittel sie diese von Anfang an hätten vermeiden können. Eine dieser Prioritäten wäre die Organisierung einer weltweiten Drogenkampagne, die dazu beiträgt, eine Zukunft zu garantieren, in der die Gesundheit der Weltbevölkerung besser abgesichert ist. Familienplanung, Gleichberechtigung beider Geschlechter, Ausbildung..., alles was zum Aufbau einer friedlichen Zukunft beiträgt, müsste auf dieser Prioritätenliste stehen. Dafür müssten wir mehr Einfluss auf unser Bewusstsein nehmen und uns zu einer friedlicheren Haltung ermutigen. Konflikte sollten so weit wie möglich vermieden werden. Wir, die Jugendlichen, wollen eine Welt aufbauen, in der es keine Soldatenkinder, keinen Terrorismus und keine Massenvernichtungsmittel mehr gibt.
Zur Linderung der Probleme, die durch erhöhten Zinssatz und die Manipulation der Entwicklungsländer durch die kreditgebenden Länder entstanden sind, müsste man unserer Meinung nach eine Weltorganisation gründen, die dazu beiträgt, Kredite und Spenden zu kontrollieren, die Zinssätze zu senken und die Schulden der Länder zu tilgen, die diese nicht abzahlen können. Um ein Ungleichgewicht der Macht zwischen den Länder zu vermeiden, müsste man unserer Meinung nach die internationale Wirtschaftsgleichheit einführen, um ein weltweites Gleichgewicht wirtschaftlicher Machtstellung herbeizuführen. Wir müssen auch das technologische Gleichgewicht durch Zusammenführung unseres Wissen begünstigen. Um Konflikte zu vermeiden, müssten unserer Meinung nach die Bindungen gefördert werden, die die Regierungen und Völker der ganzen Welt vereinen.
Solidarisch zu sein heisst für uns, sich um die anderen zu kümmern und sie zu respektieren. Dies bedeutet auch, ihnen zu helfen, als ob sie zu unserer Familie gehörten, Dies heisst: den anderen so zu behandeln, wie wir selber behandelt werden möchten, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Solidarisch zu sein, heisst, zusammen an der Verwirklichung eines gemeinsamen Zieles zu arbeiten, durch individuelle Initiativen oder kollektive Aktionen.
Wir, die Jugendlichen, müssen den Bedürftigen helfen, sie respektieren, uns um sie kümmern, ohne Unterschied nach Milieu, Rasse, Kultur oder Religion.
Zur Förderung der Solidarität beabsichtigen wir insbesondere:
Die Umsetzung in die Tat beginnt mit den Jugend!
Im dem Moment, wo das 20. Jahrhunder zu Ende geht, ist es wichtig, unsere Kultur zu schützen und im Kontakt mit anderen Kulturen zu lernen, den interkulturellen Dialog zu fördern und die Kommunikation zu Gunsten des Friedens und einer dynamischeren Entwicklung weltweit zu erleichtern.
Kultur gibt uns eine Identität und das Gefühl, zu existieren.
Unsere Gesellschaften entwickeln sich schnell und es ist lebenswichtig, unser kulturelles Erbe zu schützen.
Wir, die Jugend der ganzen Welt, rufen deshalb auf, dass:
Kommunikation erlaubt es uns, uns besser kennezulernen, unsere Ideen, Meinungen und Erfahrungen zu teilen, die Jugend der ganzen Welt zu vereinen und Probleme friedlich zu lösen.
Die Medien wie auch die modernen Informations- und Kommunikationstechnologien erlauben der Jugend, sich mehr Ausdruck zu verleihen.
Diese Mittel müssten deshalb den Jugendlichen der ganzen Welt zu Verfügung gestellt werden.
Die Vereinten Nationen müssten mit Hilfe der multinationalen Gesellschaften, der reichen Länder und der örtlichen Autoritäten eine Kampagne organisieren, um das notwendige Material, wie Internet und e-mail zu liefern.
Ausserdem schlagen wir vor, attraktive, kulturelle und der Jugend gewidmete Internet-Seiten zu erstellen.
Wir schlagen vor, dass Jugendlichen und Schulen Billigtarif für das Internetabonnement gewährt wird.
Wir wünschen, unsere eigenen Zeitung auf nationaler und internationaler Ebene herauszugeben und wir möchten, dass diese auch von unseren Eltern und Personen ihrer Generation gelesen wird.
Kommunikation basiert auf der Kenntnis von Sprachen; wir wollen, dass unsere Regierungen eine Gesetzgebung erlassen, die uns erlaubt, so früh wie möglich Fremdsprachen zu erlernen, auf schulischer wich auch ausserschulischer Ebene.
Die Geschichte und die Aktualität zeigt uns, dass Kriege, ethnische Säuberung und jede Form von Diskrimination und Repression vermieden werden können, wenn man den interkulturellen Dialog entwickelt, weil dieser ein besseres Verständnis der anderen Kulturen und gegenseitige Repektierung fördert und dazu beiträgt, Vorurteile und Klischees abzubauen.
Wir, die Jugend der ganzen Welt, verpflichten uns, die Meinungen und Glauben der anderen zu respektieren.
Wir erwarten von den Gemeinden, dass sie internationale Tage organisieren, damit Personen unterschiedlicher Kulturen und Gesellschaften den anderen Jugendlichen ihre Lebensweise erläutern können.
Wir wünschen uns sehr, Hilfe von der UNESCO zu erhalten, um den Erhalt des Weltparlament der Jugend abzusichern, damit die Jugend mehr Kontakt hat und die Kulturen aller Länder, der ethnischen Minderheiten und der eingeborenen Völker retten kann.
Das Manifest der Jugend für das 20. Jahrhundert, welches durch das Weltparlament der Jugend mit Sitz in der französischen Nationalversammlung in Paris angenommen wurde, wurde am Ende der Sitzung vom 24 Oktober 1999 Herrn Laurent Fabius, Präsident der französischen Nationalversammlung, und Herrn Federico Mayor, Generaldirektor der UNESCO, übergeben, welche jeweils zwei authentische Exemplare in englisch, spanisch und französisch unterschrieben haben.
Tradukis en germanan : Berto Schumann
enpaøigis : Daniel Durand